Nicht nur Jahreszeiten

   

Du legst dich auf deine Unterlage und lässt dich von ihr tragen.

Verändere ruhig deine Position bis du sicher liegst.  

Du bist ein Schulkind und spielst auf der Wiese am Bach.

Es ist Frühling. Die Bäume und Sträucher haben nun schon

recht dicke Knospen. An deinem Haselnussstrauch siehst du schon ab und zu schon ein kleines Blatt, dass sich getraut hat zum Vorschein zu kommen. Es ist hellgrün und ganz zart. Liebevoll streichelst du eines dieser Blätter und begrüßt es.

Dein Blick geht nun zum Bach hin. Das Wasser fließt sehr schnell. Der Bach ist randgefüllt. Seine Farbe ist graublau. Du gehst am Rand in die Hocke und schaust den Wellen zu. Irgendwie sieht es lustig aus, wie die Wellen so springen können. Du wirfst etwas Gras in das Wasser und siehst, wie es sich verteilt und schnell davon fließt. Ob es wohl bis ans große Meer kommt? – Na klar, du bist dir ganz sicher, so wird es sein!

Einige Jahre später:

Heute kommst du, wie schon so viele Male vorher, an deinen Bach. Du bist nun eine junge Frau (junger Mann), sportlich gekleidet und legst dich am Ufer nieder. Die Sommersonne wärmt dich. Du stützt dich auf deine Ellenbogen und schaust dem Treiben deines Baches zu. Die Bäume und Sträucher stehen in sattem Grün, auf der Wiese summen Bienen und Hummeln, um den Nektar aus den dicken Löwenzahnblüten zu holen. Dein Haselnussstrauch ist gewachsen. Der Bach fließt ruhig und trägt eine Entenfamilie. Sein Wasser hat eine schöne blaue Farbe. Auf der anderen Seite springen zwei Pferde um die Wette. An der Tränke steht die Stute mit ihrem kleinen Fohlen. Liebevoll leckt sie das Fell ihres Kindes, während es von der Mutter trinkt. Du legst deinen Kopf auf deine Arme und saugst den Duft der Wiese in dich ein. Ruhe umfängt dich. Du fühlst dich gelöst und frei.

25 Jahre später kommst du zurück an deine Stelle an deinem Lieblingsbach. Es ist Herbst und du warst schon lange nicht mehr hier. Die Wiese ist noch nicht gemäht und trägt ein saftiges Grün. Dein Haselnussstrauch hat ein wunderbares Rot. Die Bäume strahlen bunte sättigende Farben aus. Dein Bach fließt ruhig – gleichmäßig. Deine Gedanken gleichen sich dem Fluss des Wassers an. Du bist nicht nur älter, sondern auch erfahrener geworden. Du ruhst nun in dir. Auf der anderen Uferseite gibt es immer noch die Pferdekoppel. Die Pferde grasen - und ab und zu schauen sie dich an.

Entspannung fließt durch deinen Körper. Ruhe in dir.

Nun ist es Winter. Dein Haar ist weiß geworden. Falten in deinem Gesicht können viele Geschichten erzählen. Du kommst immer mal wieder zu deinem Bach zurück. Eng verbunden ist diese Stelle mit dir. Hierher kommst du nun schon dein Leben lang. Dein warmer, dicker Mantel hüllt dich ein. Schal und Handschuhe schützen dich vor der Kälte. Dein Atem ist sichtbar. Die Bäume sind weiß und glitzern richtig. Dein Bach plätschert in die Stille hinein. Am Rande ist er gefroren. Das Entenpaar kommt herbei um zu schauen, ob du etwas für sie hast. Kleine Brotstückchen wirfst du ihnen zu. Mit jedem Stück kommt ein Stück Erinnerung in dir auf. So viele Dinge durftest du erfahren, so viele Flecken der Erde hast du erkundet. Aus Missgeschicken hast du gelernt. Mit jedem Lebensjahr bist du erfahrener und weiser geworden. Diese Lebenserfahrungen kann dir niemand nehmen. Mit ihnen bist du zu dem geworden was du nun bist.

Größe erfüllt dich, Ruhe durchfließt deinen Körper, Gelassenheit macht sich breit. Du bist zufrieden mit deinem Leben.